Kantonsspital Baden: Wenn sich Notaufnahme und Baustelle die Anfahrt teilen
Schweiz
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Im Ergel, Baden
2018–2024
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KSB Kantonsspital Baden AG
Architekt:
Nickl + Partner Architekten
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Budget:
CHF 545 Millionen
Beim KSB-Neubau «Agnes» erfolgte die Anlieferung für die Baustelle und der Verkehr zur Notaufnahme durch ein Nadelöhr. Die Verknüpfung des BIM-Modells mit den Terminen koordinierte ein reibungsloses Nebeneinander – und stellte eine genaue Koordination der Transportabläufe mit dem Spital- und dem Betriebsverkehr sicher.
Schwerpunkte
BIM2LOG
Flächenmanagement
Prozessgesteuerte Baulogistik
Koordination Baulogistik mit Betriebslogistik
Das Projekt
Ein hochmodernisiertes Spital zu realisieren, ist immer eine komplizierte Operation. So auch beim Neubau «Agnes» des Kantonsspitals Baden: Auf insgesamt acht Stockwerken wurde nicht nur neuste Medizinaltechnik eingebaut und eine zusätzliche Patientenkapazität von 400 Betten geschaffen, sondern mit der «Healing Architecture» auch eine komplexe und einzigartige Architektur realisiert. So sorgen künftig elf Innenhöfe für viel Tageslicht und verarbeitete Holzelemente für mehr Patientenwohl.
Herausforderungen
Flexibel, zukunftsfähig, patienten- und mitarbeiterfreundlich sowie gut vernetzt: Die Anforderungen an einen Spitalneubau sind hoch. Einerseits gilt es, die Übersicht über die Planung zu behalten. Im Fall des KSB-Neubaus umfasste das Baugesuch, das im November 2017 eingereicht wurde, total 30 A-4-Ordner mit 800 Quadratmetern Plänen. Andererseits ermöglicht die konkrete Nutzfläche von 76 215 Quadratmetern und das Gebäudevolumen von 351 030 Kubikmetern zwar genügend Platz für bauliche Massnahmen, doch durfte die Zufahrt zur Baustelle den laufenden Spitalbetrieb nicht tangieren. In dieser Schnittstelle von Planung und Infrastruktur kam es zur grossen planerischen Knacknuss des Projekts: Nebst der Gewährleistung von Material- und Personalfluss auf der Baustelle musste auch die Erreichbarkeit der Notaufnahme gewährleistet bleiben.
Lösung
In der digitalen Baulogistik (BIM2LOG) werden 3D-Modelle und Terminpläne analysiert. Dabei liegt der Fokus auf Aspekten wie Datendichte und Komplexität, Dokumentation und Verfügbarkeit, Reife und Qualität der Daten sowie dem Grad der Vernetzung und Nomenklaturen. Aus dieser Analyse erfolgt die Verknüpfung von Terminplänen mit den Modellen, gefolgt von der Abstimmung der Ressourcen auf die festgelegten Termine. Diese Vorgehensweise gewährleistet eine integrative Nutzung der BIM-Modelle für die Ausführung.
Im Fall des KSB-Neubaus «Agnes» wurde das Gebäude mittels sogenannter Zellenstruktur funktional in acht Zellen unterteilt, welche sich in ihrer Funktionalität, ihrer Ausstattung und ihrem Ausbaustandard unterscheiden. Analog zu dieser Zellenstruktur organisierte sich die Terminplanung und das Baumanagement. Bereits vor dem Baustart wurden alle notwendigen Informationen zur Grösse und zur Verteilung der Lagerfläche sowie das Equipment aufgrund dieser Mengenanalyse generiert, so etwa, ob ausreichend Vertikalfördermittel – etwa Baukräne – zur Verfügung stehen. Ein Logistikdienstleister koordinierte jede Anlieferung zentral, nachdem sie durch den Unternehmer auf der Logistik-Software CLM zur Anlieferung angemeldet wurde. Dank der Verknüpfung der Mengen (Volumen) je nach Gewerk aus dem BIM-Modell mit dem Terminplan liess sich eine Flächenplanung der Baustelle erstellen.
«Es lohnt sich, eine klare Strategie zu haben. Im Fall des KSB wurden die Idee und das Logistik-Tool vor dem Innenausbau sorgfältig implementiert und die Unternehmen entsprechend geschult. Sind die Dinge gut organisiert, beeinflusst das die gesamte Dynamik auf einer Baustelle positiv. Wenn die Unternehmen das Material zuverlässig erhalten und speditiv arbeiten können, sind Stimmung und Zusammenarbeit unter den Unternehmen besser.»
Ergebnisse
Dank der digitalen Baulogistik ist es uns gelungen, trotz beengter Platzverhältnisse die Wirtschaftlichkeit der Montage zu erhöhen und einen hohen Vorfertigungsgrad umzusetzen. Durch die datenbasierten Analysen war es möglich, die Abläufe der Anlieferung zu optimieren. Dank der digitalen Überwachung waren kurze Zwischenlagerungen auf definierten Flächen sowie die Zuteilung von Einzelflächen in begrenzter Grösse nach Verfügbarkeit möglich. Die Anlieferung von Direktverbringung von Transporteinheiten zum Einbauort (Just-in-Time-Anlieferung) brachte Übersicht und Ordnung auf die Baustelle. Dank einer Gesamtplanung, die alle Arbeiten umfasste, war eine effektive und schnelle Ausführung gemäss Ausführungsterminplanung möglich.
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