«Logistik interessiert Geschwindigkeit nicht in erster Linie. Wichtig ist das richtige Platz-, Nutzen- und Ressourcenverhältnis. Dieses System wird die Logistik auf der Baustelle verändern. Bedürfnisse stehen dabei im Vordergrund. Wir erarbeiten ein Systemdesign gemeinsam mit dem Nutzer und stehen mit diesem in engem Kontakt.»
– Yvette Körber, CEO
Sei es die Umsetzung des Roche Forschungszentrums, der Bau des Claraturms in Basel oder die Errichtung von Spitalgebäuden in St. Gallen und Baden während des laufenden Betriebs: Seit Amberg Loglay 2015 ihre Software für die Optimierung von Baustellenprozessen eingeführt hat, ist das Unternehmen aus der Baubranche nicht mehr wegzudenken. Innovation als DNA – die Philosophie des Unternehmens ist für CEO Yvette Körber der Kern des Erfolgs. «Wir denken die Baustelle neu und schöpfen mehr Potenzial. Zeitlich, logistisch, qualitativ, ökologisch und finanziell für alle Involvierten», erklärt sie. Dabei zeichne das Unternehmen aus, dass auch der Kunde Teil der Innovation wird. «Denn nur, wenn man gemeinsam in Richtung Zukunft geht, gibt es einen Wandel.»
Logistik neu gedacht
Den Dreh- und Angelpunkt der Baustelle der Zukunft verortet Amberg Loglay in einer effizienten Logistik. Die Software des Unternehmens nutzt Datenanalysen, um die Logistik und den gesamten Bauablauf effizient zu planen und zu optimieren. So entsteht eine moderne und nahtlose Baustellenlogistik. Denn ein zentrales Problem der Bauindustrie heute ist, dass strukturelle Mängel viel Zeit und Geld kosten. «Obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind, bleibt die Profitabilität hinter den Erwartungen zurück. Durch Innovationen und Optimierungen lässt sich dieses Potenzial ausschöpfen», sagt Yvette Körber.
Als erfahrene Logistik-Spezialistin weiss Yvette Körber, von was sie spricht. Neben ihrer Konzernerfahrung bei Siemens bekleidete sie Leitungsfunktionen in unterschiedlichen, mit dem Bauwesen verbundenen Firmen, darunter Bauknecht und Zeppelin Baumaschinen. Zudem begründete Körber die Loglay AG mit. 2015 übernahm sie mit Sven-Erik Jacobsen die Unternehmensführung bei Amberg Loglay. Sie entwickelten einen neuen, frischen Blick auf die Branche, den Markt und die Baulogistik als Schlüssel der Optimierung.
«Es ist die logische Konsequenz, dass Unternehmen sich selbst optimieren. Doch diese Kultur lässt keinen Wandel des Gesamtsystems zu.»
– Yvette Körber
Doch wieso ist die Bauindustrie so ineffizient? «Das liegt hauptsächlich in einer überkommenen Arbeitskultur begründet, konkret dem Abschieben von Verantwortung», erklärt sie. Auf der Baustelle werde die Verantwortung top down auf den Unternehmer als letztes Glied der Kette abgedrückt. Der Fokus liegt dabei stark auf den Kosten anstatt auf einem gesamthaften Blick auf Kosten, Zeit und Qualität. Daraus resultiere ein System der Nachträge, der Zeitverluste und zusätzlicher Kosten. Yvette Körber: «Es ist die logische Konsequenz, dass Unternehmen sich nur selbst optimieren. Doch diese Kultur lässt keinen Wandel des Gesamtsystems zu.» Genau hier setzt Amberg Loglay an. Denn Prozessoptimierung bietet allen Beteiligten Vorteile, darunter auch höhere Margen. «Diesen Kulturwandel streben wir an.»
«Die Fragmentierung der Branche ist eine der grossen Aufgaben, die uns beschäftigt.»
Orchestrator auf der Baustelle
Um den Workflow auf der Baustelle zu optimieren, setzt das Unternehmen auf die Sammlung und die Analyse von Daten und Informationen sowie die Ableitung von Erkenntnissen. Dieses digitale Datenmanagement ist das Herzstück der Software von Amberg Loglay. «Daten bringen Transparenz und eine Standardisierung bei Bauvorhaben. «Je mehr Daten erfasst, strukturiert, in Erkenntnisse umgewandelt und genutzt werden können, desto ökonomischer kann das Projekt realisiert werden», so Körber.
Die Digitalisierung birgt für die Industrie neue Chancen. Doch in ihr liegt auch die grosse Herausforderung begründet: Nicht jedes Bauunternehmen ist auf dem gleichen Level digitalisiert. «Die Fragmentierung ist eine der grossen Aufgaben, die uns aktuell beschäftigt», erklärt Yvette Körber. Von grossen Unternehmen, die den digitalen Wandel vollzogen haben hin zu kleinen Handwerkergeschäften, die noch weit davon entfernt sind, wirken sich diese unterschiedlichen Ausgangslagen auf die Produktivität auf der Baustelle aus. Baustellen selbst wiederum seien im Grunde genommen Unternehmen, die über Nacht für eine gemeinsame Aufgabe entstehen. Innert kürzester Zeit werden Arbeitnehmende, Abteilungen und Standards von verschiedenen Firmen zusammengewürfelt, die nicht die gleichen Systeme haben oder Sprache sprechen. Ziel von Amberg Loglay ist es, genau an dieser Schnittstelle als «Orchestrator auf der Baustelle» zu fungieren, um Kompatibilität zu schaffen. «Und das gelingt durch eine effiziente, orchestrierte Logistik», so Yvette Körber.
Die Kunst der Logistik liegt zwischen Planung und Umsetzung
Die Faszination für präzise und aufeinander abgestimmte Prozesse prägt Körbers Leben. «Nicht nur in der Industrie, auch unser Alltag wird von ihr bestimmt», lacht sie. Von alltäglichen körperlichen Bewegungen bis hin zur Organisation im Privatleben sei alles eine Frage der Logistik. «Sie ist das Bindeglied zwischen Planung und Realisierung, zwischen Vordenken und Machen», erklärt sie. Auch deshalb ist es für die CEO wichtig, nicht nur strategisch, sondern auch operativ auf der Baustelle tätig zu sein. «Ein Gebäude zu realisieren, geht nicht nur vom Schreibtisch aus. Jede Baustelle hat ihre eigene Dynamik, die muss man spüren. Man kann die beste Softwarelösung haben – wenn man die Atmosphäre von Beginn an nicht definiert und Disziplin reinbringt, kann nicht richtig gearbeitet werden.»
Managerin, Fachplanerin, Logistik-Expertin und Branchenkennerin – Yvette Körber vereint viele Rollen. Und wo ist sie anzutreffen, wenn sie nicht gerade auf der Baustelle ist? «Hinter einem guten und interessanten Buch», verrät sie und zwinkert: «Sachbücher, versteht sich.»